Ferkelerzeugung bei Müllers in Backnang auf dem Stiftsgrundhof
Unsere Ferkelerzeugung findet auf der Althofstelle statt. Wir produzieren im Drei-Wochen-Rhythmus mit 168 Muttersauen in 7 Gruppen à 24 Stück. Das bedeutet, dass sich alle drei Wochen die Tätigkeiten im Stall wiederholen. In der ersten Woche werden die Sauen besamt, in der zweiten Woche findet das Abferkeln statt und in der dritten Woche werden die Ferkel nach vier Wochen Säugezeit von der Mutter abgesetzt.
Die zur Bestandsergänzung erforderlichen Jungsauen erzeugen wir selbst. Hierfür werden die geeignetsten Muttersauen der Herde mit Mutterrassensperma besamt.
Nach dem Absetzen der Ferkel kommen die Muttersauen ins Deckzentrum. Durch das Umstallen werden sie nach ca. 5 Tagen rauschig. Dann führen wir eine duldungsorientierte Besamung durch.
Wenn 28 Tage nach der Besamung festgestellt wird dass die Sau trächtig ist kommt sie in die Gruppenhaltung im Wartestall. Dort bleibt sie bis zum 110. Trächtigkeitstag.
Am 110. Trächtigkeitstag kommt sie in den frisch gereinigten Abferkelstall. Nach 115 Tagen Tragezeit ist der errechnete Geburtstermin. Für die neugeborenen Ferkel steht ein beheiztes Ferkelnest bereit.
Die Ferkel bleiben die ersten 28 Tage bei der Sau und nehmen von ca. 1,2kg Geburtsgewicht auf ca. 8kg Lebendgewicht zu.
Von hier an kommen die Ferkel ohne Muttersau klar. Sie kommen zur Ferkelaufzucht in einen auf 32°C aufgeheizten Stall. An der Althofstelle werden sie bis ca. 30kg aufgezogen.
Anschließend wechseln die Ferkel von der Ferkelerzeugung an der Althofstelle in den Schweinemaststall an der Aussiedlung. Ein Drittel der Ferkel verkaufen wir auch an einen Schweinemäster in 15km Entfernung.
Jungsauen für die Ferkelrzeugung bei Müllers werden selber erzeugt
Zur Bestandsergänzung kommen bei jedem Besamen je nach Bedarf 2-6 Jungsauen zu der bestehenden Gruppe dazu. Das ist davon abhängig wie viele Altsauen sich als ungeeignet zur Weiterzucht erwiesen haben.
Unsere Jungsauen werden von den uns am geeignetsten erscheinenden Muttersauen nachgezogen. Kriterien hierfür sind Mütterlichkeit, ein gutes Fundament, Futteraufnahme, Fitness, Haarkleid, Anzahl und Gewicht der aufgezogenen Ferkel.
Diese Sauen werden mit Sperma einer Mutterrasse besamt. Hierfür verwenden wir entweder Sperma der Rasse Deutsche Landrasse oder der Rasse Large White. Kreuzungen aus diesen beiden Rassen haben sich als besonders geeignete Muttertiere erwiesen. Sie entsprechen dem Hybridzuchtprogramm des Schweinezuchtverbandes Baden-Württemberg.
Wir erzeugen unsere Jungsauen im eigenen Betrieb, weil wir so die Qualität selbst bestimmen können und der Tierzukauf auf ein Minimum reduziert wird. Dadurch sinkt das Risiko Krankheiten in den Bestand einzuschleppen, außerdem ersparen wir den Tieren lange Transportwege.
Im Alter von ca. 8 Monaten werden die Jungsauen mit einem Gewicht von ca. 140kg in eine Gruppe eingegliedert und besamt.
Im Deckzentrum findet der erste Produktionsabschnitt der Ferkelerzeugung statt
In das Deckzentrum kommen die Sauen nach der Säugezeit. Ca. 5 Tage nach dem Absetzen (Trennen von Sauen und Ferkeln) kommen die Muttersauen in die Rausche. Während der Rausche haben die Sauen ihren Eisprung und es kann die Befruchtung erfolgen. Unsere Sauen werden in dieser Phase in Einzelständen gehalten. Dies hat verschiedene Gründe:
- Verletzungen durch gegenseitiges Aufspringen während der Rausche verhindern
- Um die Arbeitssicherheit während der Rausche und des Besamens der Tiere zu gewährleisten
- Fressplatz für jedes einzelne Tier ohne Kampf um die Rangordnung
- Ruhe während der Phase des Einnistens der Föten
Durch eine duldungsorientierte Besamung wird versucht den optimalen Besamungszeitraum herauszufinden. Hierfür werden zwei Sucheber in regelmäßigen Abständen (12 Stunden) vor den Sauen laufen gelassen. Wir testen durch Druck auf den Rücken ob die Sau duldet oder nicht. Dadurch kann der optimale Besamungszeitpunkt ermittelt werden.
Für die Sauen, die Mastferkel bekommen sollen, setzen wir als Vaterrasse Piètraineber ein. Diese zeichnen sich durch einen hohen Fleischansatz aus. Sie sorgen für ein vom Endverbraucher gewünschtes mageres Fleisch, das leicht durchwachsen ist.
28 Tage nach dem Besamen, werden die Sauen mittels Ultraschall auf Trächtigkeit untersucht. Danach geht’s ab in den Wartestall.
Bei der Ferkelerzeugung verbringen die Sauen über 50% der Zeit im Wartestall in Gruppenhaltung
Vom 28 bis zum 110 Trächtigkeitstag sind die Muttersauen im Wartestall untergebracht. Sie sind in Gruppen von je 8 Tieren zusammen. Das bedeutet jede Sauengruppe (24 Tiere) wird in drei Gewichtsgruppen unterteilt. Diese bekommen dann unterschiedlich hohe Futtermengen. Die Gruppierung erfolgt immer abends bei einsetzender Dämmerung. Dadurch werden die Rangkämpfe auf ein Minimum reduziert, da die Tiere nachts schlafen und am nächsten Morgen mit sieben neuen Freunden aufwachen. Als Beschäftigungsmaterial wird Stroh zur Verfügung gestellt.
Im Abferkelstall erblicken die Ferkel das Licht der Welt
In den Abferkelstall kommen die Sauen am 110 Trächtigkeitstag. Hier kommen sie aus der Gruppenhaltung wieder in die Einzelhaltung um ihre Ferkel zu bekommen. Beim Einstallen der Sauen werden sie gewaschen. Dadurch wird den Infektionsdruck durch krankmachende Keime reduziert. Damit möglichst wenig Ferkel erdrückt werden und zum Schutz der betreuenden Menschen stehen die Sauen hier in einem Ferkelschutzkorb. Während der Geburt sind wir natürlich vermehrt im Stall um den Geburtsverlauf zu überwachen und die Ferkel auf die Heizplatte zu legen, damit sie nicht unterkühlen. Den Ferkeln steht eine wohltemperierte Heizplatte zu Verfügung und in den ersten Tagen zusätzlich eine Wärmelampe die auch zur Orientierung dient.
Am ersten Tag werden den Ferkeln die Spitzen der Zähne abgeschliffen, damit sie sich weder gegenseitig, noch ihre Mutter verletzen. (Kann man sich ungefähr vorstellen als ob der Zahnarzt den Zahnstein entfernt.) Dies passiert meist in den ersten drei Lebenstagen, da hier um die besten Zitzen gestritten wird. Am dritten Lebenstag wird der Schwanz der Ferkel um ca. ein Drittel gekürzt. Das beugt Schwanzbeißen vor. Momentan ist es noch sehr schwierig dies mit ungekürztem Schwanz zu schaffen, da die Ursachen multifaktoriell sind. Es arbeiten viele Forschungsinstitute und auch viele Landwirte daran. Leider häufig mit mäßigem Erfolg. Wir selbst versuchen auch unsere Jungsauen mit Langschwanz aufzuziehen, da wahrscheinlich auch die Genetik eine Rolle spielt. Wo die Jungsauenaufzucht mit Langschwanz nicht funktioniert, ist auch in der Schweinmast mit Problemen zu rechnen. Sobald es gut funktionierende Langschwanzprojekte gibt werden auch wir auf das Schwanzkürzen verzichten.
Bis zum siebten Lebenstag werden die männlichen Ferkel nach Gabe eins Schmerzmittels kastriert. Warum machen wir das? Die chirurgische Kastration ist das einzig sichere Verfahren um den Ebergeruch im Fleisch zu verhindern. Leider gibt es noch kein zugelassenes Verfahren bei dem wir die Ferkel betäuben können, um den Schmerz völlig ausschalten zu können. Ebermast und Immunokastration sind für uns, unsere Metzger und auch die Verbraucher kein gangbarer Weg um diese Thematik zu lösen. Daher hoffen wir, dass bis zum 01.01.2019 eine Lösung vom Gesetzgeber gefunden wird, die für uns alle machbar ist. Zu diesem Termin endet in Deutschland die Zulassung für unsere momentan praktizierte Methode.
Mit ca. drei Wochen werden die Ferkel geimpft. Diese Impfung schützt die Ferkel vor Atemwegs- und Autoimmunerkrankungen. Dadurch werden der Antibiotikaeinsatz und die kranken Tiere im Stall stark reduziert. Gleichzeitig wird die amtliche Ohrmarke eingezogen. Diese muss bei der Trennung von Muttersau und Ferkel im Ohr sein.
Nach 28 Tage Säugezeit werden die Ferkel von der Muttersau getrennt. Für die Muttersau geht’s jetzt wieder ins Deckzentrum. Die Ferkel kommen in ein extra Stallabteil.
In der Ferkelaufzucht erkunden die Ferkel das Leben ohne Muttersau aber mit vielen neuen Freunden
Hier ist es schön warm mit 32°C für die ersten Tage. Anschließend sinkt die Temperatur langsam auf 26°C ab. Es gibt sehr hochwertiges Futter da sie jetzt ohne Muttermilch klarkommen müssen. Hier bleiben sie ca. 2,5 Wochen bis sie aus dem gröbsten raus sind. Dann ziehen sie in ein größeres Stallabteil um, das ihren neuen Platz- und Wärmeansprüchen genügt. Nach fünf Wochen steht der nächste Umzug an, in einen noch größeren Stall. Die ganzen Umzüge sind unseren Gebäuden geschuldet. Jeder Stall passt nur bis zu einem bestimmten Gewicht, danach brauchen sie mehr Platz und das geht bei uns nur durch umziehen. Mit ca. 30kg Gewicht ziehen die Ferkel dann in unseren Maststall an der Aussiedlung um. Die Ferkel, die wir nicht selbst mästen können verkaufen wir an einen Kollegen in 10km Entfernung. Dieser mästet sie dann.