Bodenchemie im Gleichgewicht
Die regenerative Landwirtschaft ist eine neuartige Bewirtschaftungsmethode im Pflanzenbau. Sie unterscheidet sich in folgenden Punkten sehr stark von der bisherigen Praxis:
– Bisher wurde der Acker mit den Nährstoffen versorgt, welche die Pflanzen beim Wachsen aufnehmen. Bei dieser von uns neuerdings angewandten Methode wird der Boden mit Grund- und Spurennährstoffen versorgt, die er braucht. Die Werte, aufgrund welcher man entscheidet, was man zu düngen hat, ergeben sich aus Bodenuntersuchungsergebnissen nach der Kinseymethode. Kinsey geht davon aus, dass die Pflanzen, die wir anbauen, sich am besten entwickeln, wenn sie an ihrem Ionenaustauscher (befindet sich am Ton-Humus-Komplex) ein ausgeglichenes Verhältnis an Nährstoff-Ionen vorliegt. In anderen Worten sollte der Boden mit allen nötigen Nährstoffen im richtigen Verhältnis versorgt sein, damit die Pflanzen gut wachsen können.
– Ein weiterer Effekt dieser Methode ist, dass sich die Bodenstruktur mit der Zeit erheblich verbessert. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass die Böden weniger verschlämmen (Bodenerosion wird verringert). Außerdem versickert das Wasser durch diese Düngemaßnahmen besser im Boden.
– Ein Punkt der sich ebenfalls stark von der Lehrmeinung unterscheidet ist die sogenannte „Grüne Brücke“. Diese Grüne Brücke ist ein sehr wichtiger Schritt beim Humusaufbau. Aber was genau bedeutet Humusaufbau? Humusaufbau ist die dauerhafte Steigerung des Anteils an organischer Masse im Boden. Durch das Pflanzenwachstum wird CO2 aus der Luft gefiltert. Dieses CO2 wird in der Pflanze mittels Photosynthese umgewandelt. Zur Folge hat das, dass die Pflanzen wachsen. Dieser Prozess läuft so lange ab, wie grüne Pflanzen auf dem Acker vorhanden sind. Sobald die Pflanzen allerdings reif werden, beginnen langsam Absterbeprozesse. Das hat zur Folge, dass auf dem Feld in Form von Stroh, Wurzelmasse und Ernterückständen gespeicherte CO2 wieder an die Atmosphäre abgegeben wird, es erfolgt also Humusabbau. Hier kommt jetzt allerdings die grüne Brücke mit einem anderen Ansatz ins Spiel. Im Getreide werden hierbei Untersaaten miteingesät, also Pflanzen, die sich unterhalb der gewünschten Nutzpflanze aufhalten. Wenn das Getreide dann geerntet wird und das Licht wieder bis auf den Boden Strahlen kann, wachsen diese Untersaaten, welche davor wegen fehlender Sonne in einer Art Stand-By-Modus waren, dann langsam los. Zusammengefasst heißt das, dass sich der Acker nach der Ernte ohne äußerliche Einwirkung wieder von selbst begrünt und die Absterbeprozesse im Boden minimiert werden.
– Der zweite wichtige Baustein der grünen Brücke ist die Winterbegrünung. Hier werden winterharte Arten als Zwischenfrüchte mitangebaut. Hiermit erreicht man, dass so bald wie möglich nach dem Winter wieder Photosynthese betrieben wird und somit CO2 gebunden wird. Die Winterzwischenfrucht darf dann so lange wachsen bis die Temperatur im Boden so hoch ist, dass eine Flächenrotte durchlaufen kann.